Aufzucht/Besatz
Von den rund 30 im Kanton Bern vorkommenden Fisch- und Krebsarten werden vom Fischereiinspektorat sechs Fisch- (Felchen, Seesaibling, Äsche, See- und Bachforelle) zwei Krebsarten (Edel- und Dohlenkrebs) durch Stützbesätze gefördert. Dazu werden fortpflanzungsfähige Fische und Krebse während deren Laichzeiten gefangen und die gewonnen Eier und Spermien von Tieren desselben Gewässers in den kantonalen Fischereistützpunkten gepaart. Die dadurch befruchteten Eier werden zu Jungfischen und -krebsen erbrütet und teilweise aufgezogen, bevor sie wiederum in die Herkunftsgewässer ihrer Eltern ausgesetzt werden.
Schädliche Umwelteinflüsse auf die natürliche Fortpflanzung der dortigen Tiere können so kompensiert werden. Dies ist nötig, weil sich die Tiere heute, in dem vom Menschen beeinträchtigten Gewässerlebensraum, nicht mehr genügend fortpflanzen können. Aufgrund der Klimaerwärmung sich häufende Extremereignisse wie Hochwasser oder Trockenheit erschweren dies zusätzlich. In den letzten 15 Jahren konnten viele Gewässer, zum Teil mit Unterstützung des Renaturierungsfonds, wiederum aufgewertet werden. Solche Massnahmen brauchen aber viel Zeit. Alleine die Revitalisierung der strategisch wichtigsten Gewässer gemäss Gewässerschutzgesetz wird voraussichtlich 80 Jahre dauern. Ein gutes Zusammenspiel von Renaturierung und Besatz ist für die Entwicklung unserer Fischbestände sehr wichtig.
Der Besatz erfolgt nach dem Grundsatz „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Link öffnet in einem neuen Fenster. (PDF, 1 MB, 13 Seiten) Entsprechend sollen in Zukunft immer mehr Gewässer renaturiert und damit die Besatzmengen reduziert werden. Ohne Stütz-Besatz hätten verschiedene Populationen, insbesondere bei Forellen oder Äschen, bis heute nicht überlebt. Diese Situation wird daher in etlichen Gewässern auf absehbare Zeit bestehen bleiben. Die beiden folgenden 2 Gewässer belegen, wo ein Stützbesatz nötig ist (Bsp. Aare 203) und wo auf einen solchen verzichtet werden kann (Bsp. Urbach 120).

Bild vergrössern Die Aare 203 (Thun bis Münsingen) ist wasserbaulich stark begradigt worden. Die fehlenden Lebensraumstrukturen machen es den Bachforellen schwer eine stabile Population zu bilden. Das Gewässer hat folglich eine ungenügende Reproduktionsfähigkeit. Ein Besatz ist sinnvoll, um den Fischbestand zu sichern.

Bild vergrössern Der Urbach 120 ist grösstenteils ein natürliches Gebirgsgewässer. Die für eine stabile Bachforellenpopulation benötigten Lebensraumstrukturen sind vorhanden. Auch fehlen weitere schädliche Umwelteinflüsse mehrheitlich. Ab 1999 wurde der Besatz eingestellt.
Beim Attraktivitäts-Besatz werden teilweise nicht einheimische Arten wie die kanadische Seeforelle oder die Regenbogenforelle eigens zum Zwecke des Wiederfanges und ausnahmslos in abgeschlossene Gewässer (z.B. Bergseen) eingesetzt.
Wiederum andere Arten wie Egli, Hecht, Trüschen, Karpfen, Alet oder Barben finden mehrheitlich noch genügend gute Lebensbedingungen, um als eigenständige Populationen eine nachhaltige Nutzung zu ermöglichen. Für solche Arten gibt es weder Stütz- noch Attraktivitätsbesätze.
Hinweis
Praxishilfe Besatz und Fischhaltungsbetriebe Link öffnet in einem neuen Fenster. (PDF, 57 KB, 3 Seiten)
Weitere Informationen
Kontakt
LANAT Amt für Landwirtschaft und Natur
Fischereiinspektorat (FI)
Schwand 17
3110 Münsingen